Chemische Kriegsführung und heiße Luft ... 

Oben links: BROWNING GPDA 8mmK; oben rechts: COLT 1911 Government 9mm PAK

Unten links: ZORAKI M 906 9mm PAK; unten rechts: ERMA EGP 55 8mmK 

Oben: WALTHER P-99 im Kaliber 9mm PAK aus dem UMAREX-Konzern. Die große Pistole hat ein Polymergriffstück wie das Original und bietet eine verhältnismäßig hohe Magazinkapazität, ist aber etwas munitionsfühlig. Für Sammler ein Muss, lässt sich diese Waffe auf den ersten Blick doch kaum von der echten unterscheiden. 

Gas- und Schreckschusswaffen (kurz SSW) gibt es schon recht lange. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es sog. "Scheintodwaffen", die nichts anderes waren als frühe SSW. Sie sind und waren zudem ein eher typisch deutsches Phänomen, da sie in vielen anderen Ländern verboten sind oder dort den scharfen Schusswaffen gesetzlich gleichgestellt sind (Schweden). Dazu kommt, dass man selbst bei vielen unserer europäischen Nachbarn "richtige" Schusswaffen etwas leichter erwerben kann als das hier der Fall ist, daher haben in solchen Ländern diese Knallwaffen kaum eine Bedeutung, vor allem dann nicht, wenn es um die Selbstverteidigung auf Leben und Tod geht. Die meisten Hersteller von Gaswaffen kommen aus Deutschland, auch wenn es z. B. weitere in Italien, in Tschechien und der Türkei gibt. 

 

SSW sind im Grunde eine Art Notlösung und ein mehr oder minder effizienter Kompromiss, den uns der Gesetzgeber hier für die SV zusteht. Es sind keine Wunderwaffen, mit denen man mehrere Angreifer kampfunfähig schießen kann. Nur in wenigen Fällen wird man sich mit einer SSW effizient verteidigen können, keinesfalls in allen. Gerade Pistolen sind mitunter sehr munitionsfühlig und funktionieren nicht einwandfrei - im Ernstfall eine Katastrophe.  

Oben: Lizenzfertigung von UMAREX - eine SMITH&WESSON Mod. 36 im Kaliber 6mm Flobert Platz. Zur Verteidigung eignen sich die im Vergleich zu anderen Kalibern eher schwachen 6mm-Waffen nicht, man kann sie aber Silvester hervorragend nutzen. 

Die Pistolen und Revolver verschießen sog. Kartuschenmunition, die Funktionsweise ist der einer echten Schusswaffe sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass kein Projektil aus dem Lauf kommt, sondern nur ein deutliches Mündungsfeuer und eben ein lauter Knall (daher auch "Schreckschuss"). Hat man eine Kartusche mit Reizstoff (CN, CS oder OC) geladen, werden diese Wirkstoffe beim Schuss in kristalliner Form mit dem Mündungsfeuer nach vorne geschleudert. Die Reichweite dieser Wirkstoffwolke hängt maßgeblich vom Kaliber und der jeweiligen Waffe ab, besser gesagt von der Konstruktion der Laufsprerre (siehe Bild unten) und der Lauflänge. Maximal kann man so mit einer effektiven Reichweite von ca. 2,5 Metern rechnen, meist sind es in der Praxis und eben je nach Waffentyp eher weniger. Unter 1 Meter besteht immer die Gefahr schwerer Verletzungen, vor allen Dingen an den Augen. Als besonders kritisch gelten aufgesetzte Schüsse, die fast immer zu schweren Gewebeschäden führen. Mitunter sind sogar tödliche Verletzungen möglich. 

Oben: WALTHER (UMAREX) P-22Q 9mm PAK. Diese zweite Version der P-22 zeichnet sich durch ein paar Verbesserungen gegenüber dem Ursprungsmodell aus. Beide sind zuverlässige und führige SSW, die auf der jeweils scharfen Version in .22 lfb beruhen und sich einige Komponenten mit ihr teilen. Damit sind sie sehr nahe am scharfen Vorbild, so wie kaum eine andere SSW.  

Oben: Die WALTHER (UMAREX) P22 in 9mm PAK. Das ist die Vorgängerversion der P22Q, die darüber zu sehen ist. Beide werden aber nach wie vor parallel angeboten und sind in der Szene recht beliebt.  

Um damit auf sich und eine Gefahrensituation aufmerksam zu machen, eignen sich SSW aber durchaus, denn selbst im Alltagslärm wird man als Außenstehender einen Schuss als solchen wahrnehmen. Als reine Abschreckung sollte man diese Waffen allerdings nicht ansehen: Ziehen und damit drohen ist weniger empfehlenswert, weil man im Gerangel diese evtl. dann auch schnell loswerden kann. Die theoretisch (!) beste Vorgehensweise sieht so aus: Bei einer akuten Notwehrsituation zieht man die SSW, schießt und entfernt sich rasch. Am besten verfeuert man nicht die ganze Trommel oder das ganze Magazin, sondern lässt sich noch eine kleine Reserve. Auf keinen Fall sollte man aber nach dem Schießen warten, sondern sich zügig entfernen.

Oben: "Taschen-FLAK" - SM Rhöner Mod. 15, Kaliber 8mmK. Die schmale und kleine Waffe ist von den Abmaßen her ideal fürs Führen. Allerdings gilt diese Pistole als munitionsfühlig. Nur noch gebraucht erhältlich. 

Die allermeisten SSW bestehen bis auf wenige Ausnahmen überwiegend aus Zinkdruckguss. Die Läufe haben die erwähnte Laufsperre und es finden sich außerdem Sollbruchstellen an der Waffe (z. B. Schwächung des Patronenlagers), sodass ein Verschießen von scharfer Munition im Grunde unmöglich ist. Dazu trägt auch bei, dass man bei den meisten Kalibern scharfe Patronen gar nicht laden kann, weil die Maße nicht passen. Weitere Maßnahmen, wie bei Revolvern das Versetzen von Laufwurzel zur Trommelbohrung, führen ebenfalls dazu, dass ein missbräuchlicher Einsatz durch die Konstruktion unterbunden wird. Jegliche Bastelei sollte man neben dem strafrechtlichen Aspekt ohnehin tunlichst unterlassen, denn der Gasdruck einer scharfen Patrone wird eine SSW in den meisten Fällen in handliche Stücke zerreißen. Die in den Medien immer wieder verbreitete Mär von der Leichtigkeit, mit der man SSW zu scharfen Waffen umbauen kann, ist nichts weiter als bloße Effekthascherei. Das wäre im Grunde so, als würde man mit aller Gewalt einen V-8-Motor mit 400 PS in einen Trabant ohne Bremsen stopfen und dann damit mit Vollgas über die Autobahn fahren - also total schwachsinnig. Sicher gab und gibt es immer wieder findige Bastler, die das schaffen, aber dann muss man auch erst mal an entsprechende Munition kommen. Und das Risiko, diese Waffe dann im Schuss zu beschädigen oder zu zerstören (inklusive eigener Gliedmaßen und sonstiger Körperteile), ist wirklich extrem groß. So ohne weiteres wird man eine Gaswaffe eben nicht umbauen können, dafür sorgen schon die recht strengen Vorgaben der PTB.

 

Eine sehr gute Übersicht über aktuelle und auch alte Modelle findet man hier: 

 

http://www.stefan-henzel.privat.t-online.de

Oben: Im Lauf dieser COLT 1911 Gorvernment 9mm PAK ist die etwas zurückversetzte Laufsperre (sternförmig) deutlich zu sehen. Sie verhindert das Abfeuern von Geschossen. 

Oben: Zwei handliche 6mm-Pistolen (Flobert Randzünder). Links eine EM-GE 6d in ihrem Karton mit dem typischen Zubehör wie Signalbecher und Putzbürstchen. Rechts eine sog. "Weinbergpistole" für 2 Schuss von RECORD. Nur noch gebraucht erhältlich.   

Für manche sind diese Waffen längst ein reizvolles Sammelfeld; z. T. deutliche Wertsteigerungen kann man z. B. bei den Revolvern und Pistolen des leider nicht mehr existenten Herstellers ERMA (Dachau) beobachten. 

 

Zur Selbstverteidigung eignen sich diese Kurzwaffen nur bedingt, auch wenn sie im Handel explizit dafür angeboten werden. Das Problem ist, dass auf der einen Seite die Wirkung je nach Witterungsbedingungen draußen gegen null tendieren kann, andererseits sind durch aufgesetzte Schüsse schwere und sogar tödliche Verletzungen möglich. Diese Schusswaffen sind also mitnichten Spielzeuge. Trotzdem sollte man sich nicht zu viel von deren Wirkung versprechen. Ihr Einsatz kann unter bestimmten Bedingungen erfolgreich sein, oftmals sind andere Mittel aber besser geeignet. 

Oben: Alles da! Details einer ERMA EGP 55 8mmK. Deutlich zu sehen ist die Seriennummer hinter dem Abzug auf dem Rahmen und darunter der Beschussstempel "Adler mit N" und oben rechts auf dem Schlitten/Verschluss die weiteren Beschusszeichen: Links in der Dreiergruppe ist noch mal das Wappen ist der Adler mit einem "N" für "Normalbeschuss" zu sehen. In der Mitte prangt ein bayrisches Wappen - die ERMA erhielt also in München ihren Beschuss. Rechts findet man die Buchstabenkombination "KE", welche das Beschussjahr anzeigt. "K" steht für "9" bzw. "90" und "E" für das fünfte Jahr dieses Jahrzehnts ("A" ist 0, "B" ist 1 usw.), also 4. Ergo erfolgte der Beschuss "94" bzw. vollständig im Jahre 1994. Leider ging die Firma ERMA aus Dachau kurz danach bankrott. Außerdem die obligatorische PTB-Nummer im Kreis ("399"), Angabe zum Hersteller, Typ und Kaliber.

Oben: "Let me see you stripped". Eine zerlegte SSW. Deutlich wird hier, dass es sich ausnahmslos um Waffen mit einem simplen Feder-Masseverschluss ohne Verriegelung handelt. Zudem sind Lauf und Griffstück immer fest miteinander verbunden. Diese beiden Punkte unterscheiden SSW von den meisten echten Pistolen. Die hier gezeigte ERMA EGP 55 in 8mm ist in Verschluss/Schlitten (oben), Griffstück mit Lauf (Mitte), Verschlussfeder (links vom Griffstück), Magazin (unterhalb des Griffstückes) und Laufhülse (unter dem Magazin) zerlegt worden. Die Hülse dient als Führung für die Verschlussfeder.  

Viele Käufer benutzen die SSW zum Krach machen, vor allem zu den Silvesterfeierlichkeiten kann man damit prima knallen und auch sog. Pyros in den Himmel zaubern. Auch zur Hundeausbildung oder im Theater spielen diese Waffen eine gewisse Rolle. Mit einem Pyrobecher (korrekt eigentlich Signalbecher) lassen sich besagte pyrotechnische Effekte verschießen. Diese Becher aus Metall werden auf den Lauf der Schreckschusswaffe aufgeschraubt und haben den Innendurchmesser von 15mm. Die Effekte werden dann mit der "offenen" Seite zuerst in den Becher gesteckt und mittels Knallkartuschen senkrecht in den Himmel verschossen. Die Becher müssen seit einiger Zeit ebenfalls das PTB-Logo tragen - und zwar das gleiche, wie die entsprechend dazugehörige SSW. Benutzen darf man nur den passenden Becher mit der identischen PTB. Es gibt aber auch SSW, die über kein Laufgewinde verfügen (wie die Melcher ME 315 Mini), meist sind sie nur für die SV konzipiert. 

Oben: WEIHRAUCH/ARMINIUS HW 37 9mmR. Dieser Nachbau eines 5-schüssigen Smith&Wesson Revolvers mit J-Rahmen (Mod. 36) lässt sich problemlos mit Griffschalen eben jener Waffe bestücken - wie hier zu sehen. So findet jeder Nutzer für seine Hände die passenden Griffe. Diese ausgezeichnet verarbeitete Waffe eignet sich sehr gut für die Selbstverteidigung. Viele Teile wie die Trommel und die Schlossteile im Inneren sind aus Stahl. Wesentlich leichter ist das fast baugleiche Modell Weihrauch HW 88, das je nach Version und PTB aus Aluminium bzw. aus Aluminium und Stahl (Rahmen respektive Trommel) gefertigt ist. Diese Waffe ist auf den beiden unteren Bildern zu sehen.  

Oben: COLT Double Eagle (UMAREX). Die 9mm P.A.K. Pistole ist unverkennbar an die echte Waffe von COLT angelehnt. Während das Original als Nachfolger der legendären 1911er nicht sonderlich erfolgreich war, erfreut sich die Gasversion einer gewissen Beliebtheit. Es gibt sie in verschiedenen Lauflängen und auch mit einer Nickelbeschichtung. 

Gängige Kaliber sind bzw. waren (die fett dargestellten sind die, von denen es noch Waffen neu zu kaufen gibt): 

 

6mm Flobert Knall (Pistole und Revolver)

.22 Flobert Knall (Pistole und Revolver)

.315 Knall (Pistole)

8mm Knall (Revolver)

9mm P.A.K Knall (Pistole un Revolver) 

9mm Rand Knall (Revolver und Pistole)

.35 Knall (Pistole)

.45 Rand Knall (Revolver)

Oben: Zwei Bilder eines 6-schüssigen Revolvers der Marke LUGER "R93" im Kaliber 9mmR. Der Name "LUGER" täuscht jedoch: Diese Waffe wird bzw. wurde in der Tschechischen Republik hergestellt. Die Verarbeitung ist überdurchschnittlich, es wurden zudem viele Stahlteile verbaut (Trommel, Schlossteile). Nur noch gebraucht erhältlich.   

Oben: WALTHER PPK in .315 Knall von UMAREX. Am Patronenlager sieht man deutlich vor dem Auszieher eine Längsnut - eine Schwächung, die das Verschießen echter Munition verhindern soll. Nur noch gebraucht erhältlich. 

Oben: RECK/PERFECTA Mod. G5 bzw. FBI 8000 in 8mm. Eine weitere handliche, kleine Taschenwaffe, die bequem in die Jackentasche passt. Leider ist auch diese SSW tendenziell etwas munitionsfühlig und daher nicht ganz so zuverlässig wie etwa ein Revolver. Diese Variante gibt es heute noch im Kaliber 9mm P.A.K. Sie ist und war stets eine der günstigsten Gaswaffen am Markt. In diesem Kaliber nur noch gebraucht erhältlich. 

Rechtliches:

 

Der Erwerb dieser Waffen ist frei für Volljährige. Die SSW werden nicht irgendwo eingetragen (auch wenn Händler das immer wieder mal verlangen oder einfach machen) oder beim Amt vermerkt, dennoch gibt es einige Dinge zu beachten. Zunächst muss die Pistole oder der Revolver eine sog. PTB-Kennzeichnung haben. Dabei handelt es sich um eine Nummer einem Kreis und den Buchstaben "PTB" - die stehen für physikalisch-technische Bundesanstalt. Ist dies nicht der Fall, hält man in Deutschland eine illegale Waffe in den Händen! Die PTB-Stempel gibt es ab 1969, es kursieren vermutlich aber immer noch etliche SSW im Lande, die dieses Zeichen nicht tragen, weil es SSW schon vorher gab. Besonders tückisch: Eine alte Nicht-PTB-Waffe kann bis auf den Stempel völlig identisch mit einer PTB-SSW sein, trotzdem macht man sich strafbar, wenn man eine solche Gaswaffe besitzt.

 

Man braucht zum Erwerb einer PTB-Waffe übrigen auch keinen Kleinen Waffenschein! Das wird dauernd gerne in irgendwelchen Käseblättern so verbreitet, ist aber Blödsinn. 

 

Link zur PTB-Liste, die alle je erfassten Waffen enthält

Oben: Der monströse 9mm R "Python" von UMAREX stammt aus Italien und ist seit vielen Jahren am Markt. Der 6-Schüsser erinnert stark an das gleichnamige Modell von Colt, das scharfe Munition in .357 verschießt und spricht daher oft auch Sammler an. Leider ist die Qualität dieser Schreckschusswaffe einfach nur schlecht: der Zinkdruckguss ist so weich, dass immer wieder Teile beim Schießen abbrechen (Hahn z. B.). In der Vitrine macht sie sich aber gut!  

 

Unten: Die Verpackung des Python wirkt wie die eines Spielzeuges, ist aber in jedem Fall interessant: 

Oben: Ebenfalls aus Italien stammt und von UMAREX vertrieben wurde die "302" in 6mm Flobert. Das Magazin wird per Abzug von vorne nach hinten durch die Waffe befördert. Wie die größere Python handelt es sich hier - leider - um ein sehr einfaches Modell, bei dem die Qualität doch ziemlich auf der Strecke bleibt. Daher ist sie allenfalls für Sammler interessant. Nur noch gebraucht erhältich. 

 Die PTB prüft die Muster und erteilt ihnen eine Freigabe. Auch werden alle SSW bis auf die 6mm-Versionen staatlich beschossen, und zwar jede einzelne Waffe (dann aber beim Hersteller, nur einzelne Bauartmuster werden staatlich geprüft). Im Ausland käufliche SSW haben in der Regel diesen Stempel nicht, daher sollte man die Finger in entsprechenden Waffenläden - etwa in Italien, Österreich oder der Türkei - besser still halten, auch wenn hier die Preise meist deutlich geringer sind als in Deutschland. 

 

Dann gelten klare Regeln bezüglich des Führens und Schießens: Will man seine Knall/Gaswaffe außerhalb des eigenen, befriedeten Besitztums mit sich führen, benötigt man einen sog. "Kleinen Waffenschein". Der kann bei der örtlichen Behörde, die für Waffenangelegenheiten zuständig ist (in NRW ist das die Kreispolizeibehörde), beantragt werden. Er wurde 2003 im Rahmen einer Waffenrechtsänderung eingeführt und kostet so um die 50,00 €. Der Antragsteller muss ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen können und auch sonst zuverlässig sein. Um die SSW auf eigenem Grund und Boden zu benutzen, braucht man diesen Kleinen Waffenschein übrigens nicht! Leider wird auch dieser Stuss in den Medien immer wieder verbreitet. Der KWS berechtigt dann zum Führen einer PTB-Schreckschusswaffe, ausgenommen sind aber bestimmte Orte und Situationen wie etwa Versammlungen (siehe Bild unten rechts). Das Mitführen einer PTB-Waffe ist damit also erlaubt, der KWS deckt aber nur diese Waffen ab! Oftmals wird der KWS mit einer Berechtigung verwechselt, Druckluft- oder Softairwaffen zu führen. Das ist natürlich totaler Quatsch.    

 

Interessante Fakten rund um dem KWS

 

Oben: Begehrter Lappen. Der Kleine Waffenschein, kurz "KWS". Interessant ist, dass das Formular offenbar ursprünglich ein richtiger Waffenschein war, der einfach nur angepasst wurde - man beachte das nachträglich eingefügte "KLEINER" auf dem linken Bild im roten Kreis. Rechts sieht man, dass keine speziellen Waffen eingetragen werden. Einige Ämter verlangen dies offenbar immer wieder, dabei ist eine solche Maßnahme nicht vom WaffG. gefordert. Jede PTB-Gaswaffe kann damit geführt werden. Kosten: Je nach Ort um die 50 €. Gültigkeit: Unbegrenzt.   

Oben: ERMA EGP 55 in 8mm. Diese kleine Pistole fasst 5 Patronen im Magazin und ähnelt der echten WALTHER TPH oder einer verkleinerten WALTHER PPK. Sie ist ziemlich hochwertig verarbeitet und hat einige Stahlteile im Inneren. Die Laufsperre ist von außen nicht zu sehen. Auf dem Sammlermarkt erzielt diese Waffe in der Chromausführung um die 350 €. Nur noch gebraucht erhältlich. 

Oben: Gehört auch zur Familie: COMET 150M Sigangeber/Signalstift. Solche Geräte fallen ebenfalls unter das Waffengesetz und tragen auch ein PTB-Zeichen. Damit kann man - einzeln - 15mm-Effekte verschießen. Gedacht sind solche Geräte für Sportbootfahrer oder Wanderer, um im Notfall Signale abgeben zu können. Trotzdem sind sie frei ab 18 Jahren für alle. Übrigens sind solche Stifte auch ein schönes Sammelfeld. 

Fazit: Die Einsatzmöglichkeiten dieser Waffengattung sind so vielfältig wie die Modelle am Markt: Silvesterknallerei, Sammeln, SV, Hundeausbildung, Theaterspiel usw. Als Mittel zum Selbstschutz sollte man sich aber nicht zu viel von den SSW versprechen. Sie bieten in bestimmten Situationen unter bestimmten Umständen ein adäquates Hilfsmittel, sind aber als Waffe nur bedingt effizient. Der Umgang damit muss zudem zwingend trainiert werden. 

Oben links und rechts: MELCHER ME 8 Detective 8mmK - eine kleine und handliche Taschenpistole. Nur noch gebraucht erhältlich. 8mm-Waffen werden schon seit Jahren nicht mehr neu für den deutschen Markt gefertigt. Unten links und rechts: Röhm RG 96 9mm PAK. Diese wuchtige Nachbildung der HECKLER&KOCH USP bzw. P8 gilt als zuverlässig und robust, hier noch die originale RÖHM-Fertigung (die ehemaligen RÖHM-Waffen werden mittlerweile bei UMAREX in Arnsberg gebaut). Rechts sieht man die zerlegte Pistole: Griffstück mit Lauf und Verschluss sowie Magazin. Klar zu erkennen ist hier auch die bauliche Schwächung am Patronenlager. Diese SSW gilt gemeinhin als zuverlässig und sehr robust. Für das Führen ist sie aber prinzipiell zu groß und zu schwer, zudem ist das Magazin nur einreihig.  

Oben: UMAREX WALTHER P-22Q mit WADIE-Pfeffer-Patronen in 9mm PAK. Diese Pistole ist zuverlässig und wegen der Ausmaße und des geringen Gewichtes auch gut für das Führen geeignet. Zudem handelt es sich um Modell, das sich etliche Teile mit der scharfen .22er-Version teilt. Es handelt sich also nicht um einen reinen Nachbau, sondern um eine abgewandelte Version der echten Waffe.  

 

Unten: Eine Packung 9mm P. A. CS-Reizstoff. vor einer WALTHER PK 380 im passenden Kaliber.  

Tipps:

 

- Für den, der nicht viel Geld für seine Silvesterknallerei ausgeben will, reicht auch eine kleine 6mm-SSW. Einige Modelle wie etwa die RÖHM RG 3 kosten im Handel keine 50 € und bieten eigentlich einen ausreichenden Spaß-Faktor. Der Schussknall ist im Freien ganz ordentlich und die Munition günstig. Pyro-Effekte lassen sich sicher aus einer 6mm-SSW verfeuern, denn für dieses Kaliber waren die Leucht-Effekte ursprünglich gedacht. Für die SV ist dieses Kaliber, genau wie .22, aber nicht geeignet, da die Reizstoffmenge einfach zu gering ist, gleiches gilt für den Gasdruck. Das Laden der kleinen (Stangen-)Magazine ist mitunter fummelig, daher sollte man sich als cleverer Silvester-Schütze gleich mehrere davon kaufen.   

 

- Zur Selbstverteidigung eignet sich am ehesten ein kleiner Revolver in 9mmR, wie WEIHRAUCH HW 37 oder HW 88 bzw. viele Modelle von RÖHM, da die sich leichter bedienen lassen als eine Pistole und sofort einsatzbereit sind. Nachteile der Revolver sind eine geringere Kapazität an Munition (fünf bis sechs Patronen bzw. Kartuschen) und die Tatsache, dass sie meist breiter sind als eine Pistole und so mehr auftragen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Waffe versagt, bei einem Revolver geringer, da eine Pistole in ihrer Funktion sehr vom Gasdruck der Patrone (Kartusche) abhängig ist. 

 

- Einige Waffen, die sich besonders zur SV eignen: 

 

* Röhm RG 59 (9mmR)

* Röhm RG 69 (9mmR)

* Röhm RG 89 (9mmR)

* WALTHER P-22 und P-22Q (9mm PAK)

* WEICHRAUCH ARMINIUS HW 37 (9mmR)

* WEIHRAUCH ARMINIUS HW 88 (9mmR)

* ZORAKI 906 (9mm PAK)

 

- Wenn man die Waffe führen will, ist ein passendes Holster die erste Wahl. Nur so ist gewährleistet, dass man die SSW schnell und sicher ziehen kann. Aus der Jackentasche gefummelt, verhakt sich das Verteidigungsmittel vielleicht und dann ist es zu spät. Eine große Auswahl und individuelle Möglichkeiten findet man hier:

 

www.holsterwelt.com   

 

- Jede SSW, die man zur SV nutzen möchte, sollte vorab getestet werden und zwar mit der entsprechenden Munition (CS, CN oder Pfeffer). Nur so lassen sich etwa bei Pistolen Funktionsstörungen oder andere Probleme herausfinden. 

 

- Sollte eine Pistole mal nicht korrekt funktionieren (nicht repetieren, Hülsenklemmer usw.), dann probieren Sie andere Munition aus, evtl. sogar mehrere Hersteller. Oft liegt es am Zusammenspiel zwischen SSW und der Munition- Gerade bei den 8mm-Pistolen ist der geringere Druck ein Problem. Früher hatten die Kartuschen ca. 600 bar Druck, die neueren haben nur noch 450 bar. Daher repetieren solche Waffen häufig mit der neueren Munition nicht oder nur unzureichend. Abhilfe kann hier eine sog. Madenschraube schaffen, die man vorne in den Lauf schraubt - das Gewinde für den Signalbecher hat man in der Regel ja. So entsteht durch die kleinere Lauföffnung eine Art Rückstau, mehr Druck und die Waffe repetiert nun wieder korrekt.     

 

- Die SSW nicht mit Gas- oder Pfefferkartuschen in geschlossenen Räumen zur SV verwenden - damit nebelt man sich normalerweise nur selber ein. 

 

- Lagern Sie Pistolenmagazine nicht für längere Zeit im geladenen Zustand, denn so erlahmen auf Dauer die Magazinfedern, da diese unter Spannung stehen. Zwar können voll beladene Magazine durchaus eine ganze Weile so liegen, ohne dass die Feder Schaden nimmt, aber es empfiehlt sich, bei langer Lagerung die Magazine vollständig zu entladen, um solchen Schäden vorzubeugen. 

 

- Benutzen Sie beim Schießen (Silvester) unbedingt einen Gehörschutz! Der Knall einer SSW ist je nach Kaliber und Waffentyp mit dem Schuss aus einer scharfen Waffe zu vergleichen. Besonders in geschlossenen Räumen wirkt der Knall extrem auf das Gehör und kann es dauerhaft schädigen. 

 

- Reinigen Sie Ihre Waffe nach jedem Schießen! Rückstände sind sonst später nur schwer zu entfernen (vor allen Dingen Schwarzpulverreste) und außerdem können verdreckte Waffen u. U. nicht mehr richtig funktionieren.  

 

- Wenn Sie irgendwo mal eine ERMA-SSW in die Finger bekommen, sei es gebraucht vom Arbeitskollegen oder beim Händler, dann sollten Sie, wenn der Preis stimmt, immer zugreifen. Natürlich darf der Einkaufspreis nicht schon utopisch sein und der Zustand sollte auch passen. Waffen dieses ehemaligen Dachauer Herstellers entwickeln sich seit Jahren preislich immer weiter nach oben. Die letzten Stücke kamen neu um 1995 in den Handel, danach war Schluss. Diese SSW zeichnen sich durch eine qualitativ ausgezeichnete Fertigung aus. Besonderes Sahnestück einer jeden Sammlung ist der aus Stahl gefertigte ERMA EGR 66x in 9mmR. Für diesen 5-schüssigen Revolver (SMITH&WESSON Mod. 60 Nachbau) werden heute je nach Gebrauchszustand und Zubehör um die 1000,00 € bezahlt. Gleiches gilt für umgebaute Originale wie die Webley-Revolver in 9mmR oder die "Busch-PPK" in 8mmK. Diese Waffen wurden vor vielen Jahren legal von Herstellern zu SSW umgebaut und erzielen ebenfalls recht hohe Preise. Auch andere, ältere Waffen steigen seit dem Run auf alles, was mit Selbstschutz zu tun hat, immer weiter im Preis. Auf der Handelsplattform eGun.de kann man beobachten, dass selbst stark gebrauchte Exemplare ungeheure Endpreise erzielen. 

 

Oben:  COLT "Detective Special", 9mmR (Lizenzfertigung von UMAREX). Der 6-Schüsser mit DA-Abzug ist eine recht genaue Nachbildung des Originals im Kaliber .38 Special, bis hin zu den Markings. Hier zeigt sich deutlich, wie viel Wert die Hersteller auf Authentizität bei der Nachbildung ihrer SSW legen. Das macht diese Stücke gerade für Sammler so interessant. Auch ohne Rote WBK kann man sich eine ordentliche Sammlung an gängigen Kurzwaffentypen zulegen - auch wenn es sich dabei "nur" um Repliken handelt.  

Oben: Na, welches ist wohl die echte Waffe?  Äußerlich sehen sich beide - SSW und scharfe .45er - ziemlich ähnlich. Aus Sicht vieler Polizeibeamter ein Problem, für den Käufer aber eher ein durchaus gewollter Effekt.     

Oben: Und weil "1911er" einfach sexy sind, hier noch eine Version in "Knall": Die IWG Government Sport Club Bicolor in 9mm PAK mit Griffen der originalen 1911 von COLT.  

Oben und unten: WALTHER (UMAREX) PK 380. Diese 9mm-PAK-Pistole basiert wie die P-22 und P-22Q von UMAREX auf der ebenfalls erhältlichen scharfen Version der Waffe, dann im Kaliber .380 oder 9mm kurz. Diese wird vor allem in den USA für das verdeckte Führen verkauft. Die PK 380 teilt sich einige Komponenten mit der echten Schusswaffe, besonders ist auch hierbei, dass die Gasversion einen Stahlverschluss hat, was für eine SSW extrem selten ist. Double-Action/Single-Action, außen liegender Hahn, außen liegende Flügelsicherung, Polymer-Griffstück. Die Waffe ist gut verarbeitet und wegen der Nähe zum Original für Sammler interessant; man sollte aber ermitteln, mit welcher Munition sie störungsfrei funktioniert.   

Oben: Ein paar Taschenpistolen in 8mm und .315. Alle sind nur noch gebraucht zu finden. Leider ist die Auswahl an SSW heutzutage nicht mehr so breit gefächert wie noch vor 15 oder 20 Jahren. Sammler können sich hier aber gut austoben. Die drei gezeigten Modelle sind nur noch gebraucht zu finden. 

Oben: Ein Klassiker unter den SSW. Die UMAREX BROWNING GP DA 9. Das Ursprungsmodell kam im Kaliber 8mm Knall auf den Markt (Bilder davon sind weiter oben zu sehen) und hatte ein Magazin für 14 Patronen. Die 9mm-Version mit der PTB 592 ist derzeit noch in einigen Ausführungen erhältlich. 

Oben: Ein schönes Schmankerl für Waffenkenner: Die HECKLER&KOCH "Mod. SP 9" (UMAREX). Das Original diente u. a. in Bayern der Polizei als Seitenwaffe und war wegen einiger Unfälle bei der Bedienung nicht ganz unumstritten. Die harmlosere Gasversion ist für Liebhaber oder Sammler von Polizeiwaffen ein echtes Muss, vor allem auch deshalb, weil damals in den 90ern echte Markings wie hier eine Seltenheit im Bereich der SSW waren. Nur noch gebraucht erhältlich.