Waschen, schneiden, föhnen ... 

Oben: Ein kleines, portables Reinigungsgerät (Gediente kennen den Begriff). Solche Sets sind für unterwegs ganz gut, bei der Reinigung zuhause darf es gerne etwas mehr Equipment sein. 

Zum Thema Waffenreinigen (bitte nicht "putzen") gibt es genauso viele Meinungen und Ansichten wie es Waffenbesitzer gibt. Der eine kippt einfach heißes Wasser in die benutzte Silvester-Pistole, der nächste reinigt nach dem vollständigen Zerlegen bis zum letzten Splint alles ganz akribisch und der dritte macht einfach gar nichts sauber.  Natürlich ist diese Kategorisierung etwas platt, aber ich denke, Sie wissen, was ich meine. Die Gedienten kennen ja den Spruch, dass man bei der Bundeswehr die Waffen gerne "kaputt gereinigt" hat.  

 

Fakt ist, dass Schusswaffen von Zeit zu Zeit etwas Liebe und Form von Pflege brauchen, denn beim Schießen vor allem bei Feuerwaffen (SSW, Vorderlader, scharfe Waffen) setzen sich allerhand Rückstände durch die Verbrennung des Pulvers und auch durch die Geschosse selbst ab, die mitunter zu Korrosion oder Fehlfunktionen führen können, bis hin zum völligen Ausfall der Waffe.  Zwar kennt bestimmt jeder die Story, dass man in manchen afrikanischen Armeen die uralten AKs angeblich eigentlich nie säubert, die aber dennoch Jahrzehnte funktionieren; aber selbst die geniale Konstruktion Kalashnikows kommt so völlig ohne Zuneigung nicht aus. Spätestens, wenn der Lauf durch die Ablagerungen immer enger wird, war es das mit dem Schießen und Krieg spielen.  

 

Einmal fetten und ölen bitte! 

 

Viele Hersteller empfehlen in ihren Manuals einen sehr sparsamen Einsatz von Schmierstoffen. Öl hat z. B. die blöde Eigenschaft, dass es Schmutz und Staub anzieht. Den Schlagbolzen sollte man gar nicht fetten oder ölen, damit hier nichts verharzt und dieser dann schwergängig wird. Ich habe schon eine Gaspistole in der Hand gehabt, bei der der Schlagbolzen gar nicht mehr zu bewegen war - Ursache war verklumptes und festes Öl - eine uralte Suppe, die sich im Laufe der Jahre verändert hat. Manche Öle können auch die Oberflächen der Waffen angreifen. 

 

Die Prozedur

 

Vor jedem Reinigen muss die Waffe zwingend einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden! Nicht wenige (tödliche) Unfälle mit Waffen passieren beim oder direkt vor dem Reinigen. Danach sollte man sein Schätzchen so weit zerlegen wie möglich. Wenn man sich an die Anleitung des Herstellers hält, kann nicht viel schief gehen. Wer es sich wirklich zutraut, kann auch über die dort empfohlene Art des Auseinandernehmens hinaus gehen, man sollte aber über die nötige Fachkenntnis verfügen, etwa wenn unter Spannung stehende Kleinstteile wieder eingefügt werden müssen. Am besten hat man sich schon vorher als Vorbereitung einen freien Platz geschaffen und den mit Papiertüchern oder einem alten Handtuch ausgelegt. Schließlich will man sich den guten Esszimmertisch nicht versauen. Derzeit benutze ich als Unterlage saugfähige, große Tücher, die aus dem Sanitärhandel stammen und eigentlich als Bettunterlage bei Inkontinenz gedacht sind. Die saugen Ölreste super auf und man hat keine große Schweinerei. Sinnvoll ist es, zwei dieser Arbeitsstationen einzurichten: Die eine Seite für die bereits gereinigten Waffenteile, die andere als Platz, an dem die Teile gesäubert werden.  Wer über einem Teppich arbeitet, sollte sich klar machen, dass Kleinteile dort schnell auf Nimmerwiedersehen verschwinden. 

 

Folgende Utensilien erweisen sich als nützlich: 

 

- Waffenöl/Reinigungsöl (BRUNOX, BALLISTOL u. a.)

- Laufreiniger (HOPPE`S NO. 9, ROBLA SOLO)

- Waffenfett (z. B. LUPUS)

- Papiertücher zum Abreißen 

- Ohrenreinigungsstäbchen 

- Pfeifenreiniger 

- Bürsten wie eine alte Zahnbürste und eine Messingbürste 

- passender Reinigungsstab mit entsprechenden Aufsätzen wie Bürste oder Wischer (z. B. von RAETZ) 

- Filzreininger, etwa von VFG oder passende Stofflappen

- Mülleimer 

 

Bevor man mit dem eigentlichen Pflegen anfängt, sollte man die Waffe reichlich mit Waffenöl einsprühen, das die Fähigkeit hat, Schmutz und Rückstände zu lösen. Das geht provisorisch ein Stück weit auch mit WD 40 oder CARAMBA. Wieder andere schwören auf das gute alte BALLISTOL, was nach meiner persönlichen Einschätzung eine ordentliche Lösekraft besitzt, wenn es um hartnäckige Rückstände geht. Gut funktioniert bei mir auch BRUNOX in Kombination mit HOPPE`S NO. 9 für den Lauf. Das Mittel kann man jedenfalls auch direkt nach dem Schießen auf die Waffenteile aufbringen, dann hat das Mittel Zeit, den Dreck nachhaltig zu lösen. Bei starken Laufverschmutzungen hilft ROBLA SOLO, das allerdings im Umgang nicht ganz ohne ist. 

 

Beim Reinigen von Verschluss, Systemgehäuse, Griffstück und den ganzen Kleinteilen kann man nun mit einem Stofflappen oder den Papiertüchern solange wischen und rubbeln, bis sich keine Rückstände mehr zeigen. Bei schwer zugänglichen Ecken, kleinen Aussparungen und Hinterschneidungen kommen dann die Ohrenreiniger zum Einsatz. Vorsicht: Manchmal gibt es in Waffen (Verschluss, Systemgehäuse) recht scharfe Kanten, an denen man sich leicht schneiden kann! Ein sehr "schönes" Beispiel ist die Flinte REMINGTON 870.

 

Der Lauf erfordert einige besondere Kniffe: Wenn möglich, sollte man immer vom Patronenlager zur Mündung hin reinigen! Außerdem sollte man den Lauf nicht trocken durchziehen, sondern immer mit etwas Öl. Zeigen sich im Lauf extreme Ablagerungen von Blei und Tombak, kann man auch starke Mittel wie ROBLA SOLO zugreifen, aber die sind im Umgang nicht ganz ohne - wenn sie zu lange einwirken, können sie selbst korrosiv wirken. Hier ist vor allem auf eine gute Belüftung zu achten. 

 

Am Schluss wird wieder alles zusammengesetzt und ein Funktionstest durchgeführt. Wer sie hat, führt eine Pufferpatrone ins Lager ein. 

 

Nach dem Säubern kann man die Waffe mit einem sehr dünnen Film Öl überziehen, um so Korrosion vorzubeugen. Auch hier sollte man es nicht übertreiben. Der Lauf verträgt auch eine Schicht Waffenöl - Entölen mit Reinigungsschnur vor dem Schießen aber nicht vergessen! Dann geht es zurück in den Tresor oder in den Schrank. Übrigens sollte man Waffen auch dann reinigen, wenn man sie nicht schießt: Nach langen Perioden der Nichtbenutzung ist das nämlich immer sinnvoll, allein schon, um nach Rost Ausschau zu halten. 

 

Im Laufe der Zeit habe ich persönlich - wie viele andere sicher auch - festgestellt, dass man auch in diesem Bereich nicht sparen sollte. Laufreinigungsbürsten der billigen Sorte verlieren gerne ihre Messingbürsten. Damit habe ich mir schon mal die Mechanik eines Revolvers "verstopft". Seitdem vertraue ich in diesem Sektor auf die nicht ganz billigen, aber sehr guten RAETZ-Bürsten nebst passendem Putzstock. 

 

Beim Reinigen kann man auch prima feststellen, ob es übermäßige Abnutzung oder gar Defekte wie Haarrisse oder gebrochene Schlagbolzen an der Waffe gibt. Jedenfalls sollte man das Saubermachen auch immer für eine kleine "Inspektion" nutzen. 

 

Fazit: Die Reinigung einer Waffe gehört einfach dazu, um den Wert und die Funktionstüchtigkeit zu erhalten. Das gilt ausdrücklich auch für alle freien Waffen wie SSW, Airsoft, Druckluft usw. Letztendlich erhöht eine regelmäßige Pflege auch die Sicherheit beim Schießen. Gleichzeitig hat man die Gelegenheit, die entsprechende Schusswaffe auf Mängel zu überprüfen. Der Markt hält extrem viele Pflegemittel bereit. Was am besten funktioniert, muss man letztlich selber probieren. Nicht reinigen ist übrigens keine Option, du Faulpelz! ;-)